eTropolis 2011 Berlin - Nachbericht

Bässer, Härter, Lauter hieß es zum 2. auf dem Gelände der Berliner Columbia Halle. Das eTropolis 2011 trieb bei bestem Wetter es fast 4000 Leute in die beiden Hallen C-Hall und C-Club. Trotz sehr vieler großer Freiflächen war die Luft doch teils sehr bedrückend. Trotz der klimatisierten Halle wurde es bei den gut besuchten Bands so warm, dass man bereits vom stehen anfing zu schwitzen. Aber mit soetwas muss man leben. Besser als wäre draußen die Welt untergegangen, dass man zwischen den Auftritt im Regen hätte stehen müssen.
Von daher kann man das Wetter schon mal als nahezu perfekt bezeichnen können. 5°C hätten es ruhig weniger sein dürfen =)

Leider haben sich die Bands überschnitten, sodass ich bis auf eine Band nur in der C-Hall war. Dort traten auch die "namhafteren" Bands auf. Dennoch war der Club auch sehr gut besucht.

Aber nun zur Musik. Den Anfang machten die Cyberelektroniker von Xotox. Die beiden Musiker lieferten dann aber eine recht langweilige Show. Das einzige Showelement war eine Trommel, die bei jedem Schlag Rauch (von dem eh schon sehr viel da war) verströmte, die aber nicht im Takt der Musik war.
Nun war ich rüber in den C-Club gegangen, um mir dort mal die Gegebenheiten Anzuschauen. Erste Band dort waren Formalin aus Berlin. Der freshe schnelle Industriel gefiel sehr und brachte einen super Einstieg für die kleine Halle.
Die nächste Band sorgte nun bereits dafür, dass die C-Hall fast voll wurde. Die Lokalhelden Solitary Experiment vermitteln nun bereits Headlinerfeeling. Die Menge kochte- auch, weil dies der Hitzehöhepunkt des Tages war =)
Weiter ging es mit schwedischem EBM. Spetsnaz sprangen über die Bühne. Bei Live Drums und Band Synthie zeichnete sich bereits ein ungewöhnlicher Publikumskreis ab. Einige Personen fingen an immer aggressiver zu „Tanzen“, ohne Rücksicht auf Verluste rempelten sie dabei bereits die umstehenden Leute an- aber es sollte noch schlimmer werden.
Zunächst kam jedenfalls erst einmal die „Backup Band“ auf die Bühne. Eigentlich war der Slot für Rotersand, welche jedoch krankheitsbedingt absagen mussten. Und so sprangen die Bochumer [:SITD:] ein. Astreiner Futurepop-Electro-Mix mit schönes Texten und einem eingängigem Beat.
Halbzeit vom eTropolis und es wurde alte Technik aufgefahren. Welle:Erdball brachten die Masse mit ihrem C64 Sound zum Kochen. Das Publikum war völlig angetan und sang kraftvoll mit. Auch wenn das Bühnenset sehr alt war und nun entsorgt wird, war es nun erstmals eine richtige Show, die gezeigt wurde. Für sehr viel Spaß sorgten die riesen Bälle, die ins Publikum geworfen wurden.
Nebenbei war ich nochmal kurz im Club um mit etwas von Faderhead anzuschauen. Zusammen mit der Liveunterstützung von SAM wuselten sie zu viert über die Bühne und sorgten für Stimmung bei den Dirtygrrrls und Dirtybois. Bilder davon gibt es jedoch leider nicht.
Und wieder rüber in die C-Hall wo nun Front Line Assembly erstmals diesen Tag ein Instrument auf der Bühne hatten. Unüblich für Electro/EBM gab es doch wirklich eine Gitarre :-D Das Licht jedoch hat mich erstaunt. Dachte ich anfangs, dass ich mit den Bildern sicherlich sehr wenig anfangen kann, zeigte sich doch, dass wirklich sehr klasse, spezielle Bilder bei raus kamen.
Nun kam eine Überraschung- Agonoize. Ok Agonoize an sich ist keine Überraschung. Jedoch habe ich gedacht, dass ich nicht viel zu schreiben brauche, weil die Shows ja doch immer recht ähnlich sind, ich also faul sein kann, und irgendwas altes verlinken kann. Aber es gab eine neue Show. Es begann mit einem intziniertem Branding des Logo. Zunächst wurde ich enttäuscht. Wurde früher bereits im 3. Lied mit Blut rumgesaut, also wenn ich im Graben direkt in Schusslinie bin, war es dieses mal nicht blutig. Nein, nach dem 3. Lied verließ Chris erstmal mit den Worten „ach fickt euch doch alle“ wütend die Bühne. Verwunderung von den Mitmusikern, Verwunderung im Publikum, es fiel zunächst ein Vorhang von der Bühne. Das Licht ging an und dazu die typische Agonoize Wartemusik „Wer hat an der Uhr gedreht“. Wenige Minuten später ging es dann weiter. Chris hing wieder an der Decke und die Show nahm bekannte Züge an. Natürlich wurde auch wieder mit Blut rumgesaut, jedoch dieses mal nicht mit Sperma. Dennoch war es endlich eine neue Show mit vielen unerwarteten Momenten. Klasse.
Coheadliner war ein Mann, der von sich selbst sagt „wenn ich die Musik nicht hätte, wäre ich schon auf dem elektrischem Stuhl“. Johan Van Roy und Suicide Commando. Schon beim Betreten der Halle habe ich fast einen Schlag bekommen. Die Subwoofer wurden extrem aufgedreht. Es herrschte eine unglaubliche Basskulisse, die sehr bedrückend, aber geil war.  Der Sound war einfach überragend und auch die Lichtshow war nicht von schlechten Eltern. Auf einer riesigen Leinwand wurden Videos gezeigt, die Teils sehr anstößig waren. Gezeigt wurden Bilder von Toten und schweren Verletzungen. Nichts für schwache Nerven, aber dem Thema der Lieder angepasst. Zum Lied 'Die Motherfucker Die' lief Lippensynchron das offizielle Video. Man hätte denken können, es käme vom Band. Zu 'Bind, Torture, Kill' liefen Verbrecherakten unter anderen die des zum Lied gehörigem BTK Mörder Dennis Rader. Nebenbei lief Van Roy immer wie von der Tarantel gestochen über die Bühne- fotografisch sehr anstengend. Aber eine klasse Show.
Das Einzige, was wirklich schrecklich war, die bereits geschriebenen „Tänzer“. Inzwischen war es nämlich kein klassisches Tanzen mehr, sondern etliche halb nackte stämmige Kerle fingen an zu moschen. Es waren Szenen wie auf einem MetalKonzert. Absolut fehl am Platz und es hat sehr vielen Leuten die Stimmung versaut.
Und nun zum Headliner des Abends: VNV Nation. Eine Stunde und 20 Minuten FuturePop der Spitzenklasse. Selbst zu dieser späten Uhrzeit, der Auftritt begann 1:10Uhr, schaffte es Ronan mit deiner sympathischen Art die Leute bei Laune zu halten. Wenn der Ire versucht Deutsch zu sprechen, ist es einfach sehr charismatisch. Vor allem weiß er, wie man das Publikum animiert. Später schnappte er sich auch einfach die Videocamera von einem Besucher aus dem Publikum und filmte munter drauf los. „Speicherkarte voll, wie peinlich ist das denn?“ lautete Ronans Kommentar, als eben die Speicherkarte nach nur kurzem Filmen voll war. Dennoch war es einfach eine klasse Einlage und das wird die Besitzerin wohl nie vergessen. Gespielt wurden alle Lieder, die VNV Nation einzigartig machen.

Alles in Allem war das Festival wirklich sehr gut organisiert. Der Zeitplan wurde sehr gut eingehalten und der Sound war wirklich spitze. Es hab nur 2 Sachen, die mich störten. Am extremsten waren es die Moscher. Moschen und Schubsen kann man auf einem Metal(Core)Konzert, aber doch nicht auf einer Electro/EBM Veranstaltung. Die Halle war wirklich gut gefüllt, und diese paar Leute, die meinten sich prügeln zu müssen, haben wertvollen Platz im vorderen Bereich weggenommen. Dabei haben sie die umstehenden Personen extrem genervt, was man in ihren Gesichtern ablesen konnte. Leid taten mir auch die Personen, die in dem Bereich in der ersten Reihe standen, weil sie sehr häufig gegen das Geländer gedrückt wurden. Soetwas hat auf diesem Festival NICHTS verloren. Ich fand die Security hätte eingreifen sollen. Weiterhin fand ich, dass es zu wenig Essens- und Trinkenstände gab. Man musste teils doch sehr lange Anstehen, sodass es nicht möglich war, mal zwischen den Bands schnell was zu Essen. Die Preise hatten jedoch normales Festivalniveau.
Ich freue mich auf das nächste Jahr und dass wieder so erstklassige Bands am Start sind. Viele sahen das starke Überschneiden der Bands als Negativ an, jedoch finde ich, dass solche ein Tages Festivals auch nicht schlecht sind, da man sich als Hingereister keinen Platz zum Übernachten suchen muss. See you next year.
Zum Abschluss noch die Setlists von Agonoize,  Suicide Commando und VNV Nation.

Euer mÖre

Zu Galerie:

Agonoize
01.    Evil inside (intro)
02.    Koprolalie
03.    Femme fatale
04.    Staatsfeind
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05.    Wer hat an der Uhr gedreht? (Paulchen Panther)
06.    999
07.    Bäng bäng goodbye
08.    Opus dei
09.    S.F.P.A.
10.    Alarmstufe Rot
11.    V.R.F.
12.    Glaubenskrieger
13.    Sacrifice
14.    Bis das Blut gefriert

Suicide Commando
01.    Intro + severed head
02.    Hate me
03.    Death cures us all
04.    Dein Herz, meine Gier
05.    God is in the rain (clubmix)
06.    Cause of death: suicide (remix)
07.    Time
08.    The perils of indifference
09.    Love breeds suicide
10.    Die motherfucker die
11.    Blind, torture, kill
12.    See you in hell!

VNV Nation
01.    Space & Time
02.    Tomorrow never comes
03.    Testament
04.    Further
05.    Chrome
06.    Honour
07.    Darkangel
08.    Illusion
09.    Standing
10.    Control
11.    Beloved
12.    Nova
13.    Perpetual

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